Sonntag, 18. Mai 2008

Nightmare on Post-Strasse


Die Schweiz empfängt mich mit Regen. Zu Hause gibt es keinen Gagarin mehr und auch meine zwanzigjährige Eiche hat das zeitliche gesegnet. Um meine Reise abzuschliessen, entschliesse ich mich für ein Nachtessen im Clubhaus. Zum ersten Mal auf meinem Trip muss ich den Regenschirm benutzen. Im Clubhaus geben mir die Security-Leute (!) zu verstehen, dass heute das ISC-Symposium das Restaurant exklusiv gepachtet hat. Verdammt, auch das noch, am Samstag und ausgerechnet Die! Als ich auf den Bus renne, fährt mir der, trotz Türklopfen, vor der Nase weg. Der Fahrer hat mich ganz klar gesehen, denn ich kam von Vorne! Heisst nicht der Werbespruch der VBSG "Ihr Weg ist unser Ziel"? Vielleicht sollte er besser lauten "Unser Fahrplan ist unser Ziel"! Nun, was soll's, wie die liebe Gudrun aus Köln immer so schön sagte: "Das Grauen hat einen Namen: St.Gallen!"

Samstag, 17. Mai 2008

The Last of Finland


Temppeliaukion kirkko / 3B hinten

Wollte unbedingt noch die Felsenkirche Temppeliaukion kirkko sehen, wo ich gestern vor verschlossenen Tueren stand. Bin also heute um elf Uhr los um diese architektonisch äusserst interessante Kirche zu besichtigen. Dieser einmalige Sakralbau wurde von den Architekten (und Gebrüdern) Timo undTuomo Soumalainen geplant und 1969 fertiggestellt. Sie wurde in einen Granitfels hineingebaut, durch das Dach (Kupferdach mit 180 Fenstern) kommt das Tageslicht herein. Die 5 bis 8 m hohen Kirchenwände bestehen aus unbehauenem Fels. Danach verabschiedete ich mich von Helsinki mit einer Fahrt im Tram 3B das auf seiner Rundstrecke zahlreiche Sehenswuerdigkeiten der Stadt passiert. Ich hatte Glueck, neben mir sass ein älterer, distinguierter Herr, der seinen zwei jungen amerikanischen Gästen sehr kompetent die Stadt erklärte. So kam ich in den Genuss einer spannend kommentierten Sightseentour was ich als ein schoenes Abschiedsgeschenk genommen habe. Um das Happy End nicht allzu kitschig werden zu lassen, setzte sich auf dem letzten Drittel der Strecke einer der zahlreichen Säufer Helsinkis neben mich und missbrauchte mich heftig... als Couch!

Freitag, 16. Mai 2008

mikaaki


Jorma Puranen / Kiasma

Das Wetterglueck ist mir immer noch hold. Ein sehr schöner letzter Tag wenn auch sehr kalt. Gegen Mittag fahre ich mit dem Bus raus in die Suburbs nach Espoo. In einer frueheren Druckerei eröffnete 2006 das WeeGee. Ein Komplex mit diversen Museen. Ich Besuche das EMMA, das Museum fuer moderne Kunst. Da im Besonderen die Fotosammlung wo Jorma Puranens Serie mit dem bezeichnenden Titel "Language is a Foreign Country" ausgestellt ist. Im Kiasma, das Museum fuer Gegenwartskunst in Helsinki, ist eine Videoarbeit von Jasper Just mit dem Titel "No Man is an Island" ausgestellt. Ich hab's heute etwas mit den Titeln und Namen: Bei einem Bummel entdecke ich eine Parfumerie mit dem Namen "Meikkipussi"! Markthalle heisst Kauppahalli und es gibt einen Stadtteil der sich Linnunlaulu nennt, was Vogelgesang meint, oder eben einen Regisseur - eigentlich zwei - mit Namen Kaurismäkki...
Diese werden wohl heute Abend um 20 Uhr wie fast alle Finnen vor der Glotze sitzen und sich das Eishockey Halbfinale der WM zwischen Finnland und Russland anschauen. Nicht schlecht fuer mich, da werd ich problemlos einen Platz in einem Restaurant finden, bevor ich mich dann auch vor den Telli setze.
PS:
Niemandem verraten, ich druecke den Russen die Daumen.

Donnerstag, 15. Mai 2008

Rich Little Bitch


Markthalle / Marimekko

In Helsinki ist es wieder so kalt, wie am Anfang meiner Reise in New York. Bin mich gar nicht mehr daran gewöhnt, Pullover und Lederjacke an zu ziehen. Gestern war ich deshalb mit dem Tram unterwegs und hab mich dabei dann ziemlich verirrt. Gluecklicher Weise scheint heute die Sonne und ich konnte Stadt zu Fuss er-fahren. Werd mich nun so schnell nicht wieder verlaufen. Auf meinem Spaziergang hab ich eine alte Markthalle entdeckt mit vielen kleinen Ständen mit Spezialitäten. Darunter ein kleines Restaurant mit Meerestieren. Den frischen Shrimps konnte ich nicht wiederstehen, köstlich mit Bier. Danach flanierte ich noch etwas durch die Esplanadi, eine Einkaufsallee mit jenen Designerläden, darunter Marimekko, die beruehmte finnische Mode- und Design-Firma. Bei denen hab ich endlich einen Rucksack gefunden, der meinen alten zerfledderten gebuehrend ersetzen kann. Bei Stockmann, einem renomierten Kaufhaus, fand ich gar noch einen Blaser auf den das Gleiche, im Bezug zu meiner alten Jacke zutrifft, wie auf den Rucksack. Nein, bin keine "Rich Little Bitch" geworden und schon gar nicht zur Fashion-Victim mutiert! Museen hab ich auch besucht: im Ateneum eine Retrospektive des finnischen Malers und Gaugin-Schuelers Pekka Halonen (1865-1933) gesehen zudem besuch des finnischen Design-Museum, das mich allerdings eher enttäuscht hat.

Mittwoch, 14. Mai 2008

Breakfast at Paulssons - Dienstag 13. Mai

Dienstag Morgen kommt sich Jonathan, der Sohn der beiden Geschichtsgraber an mein Bett verabschieden. Ich glaube, ich bin ihm syphatisch, weil ich mit ihm Fussball gespielt und Gefechtet habe. Er nannte mich immer Janco statt Franco. Nun, immerhin ein interessanter Name und tönt doch ziemlich ähnlich wie Franco. Lukas, der Sohn von Karin vergass meinen Namen auch immer, gab mir dann allerdings irgendwelche Fantasienamen oder fragte mich immer wieder wie mein Name lautet. Ist das etwa ein neues Phänomen, vergessen männliche Kinder im Alter zwischen fuenf und sagen wir mal acht Jahren männliche italienische Vornamen?
Ich nehme mein letztes Fruehstueck mit Tina und Jonas im schönen Schonen ein. Auf der kleinen Schiefertafel in der Kueche steht nun neben Russin - ich dachte die beiden erwarten eine Russin, dabei heisst das auf schwedisch Rosinen - Janko. Dieser macht sich 800km nach Gävle zu Eva-Lena in den Norden des Landes auf uff!
Heering in diversen Zubereitungen mit Bier und Aquavit zum Apero. Vor dem Nachtessen, italienisch, spazieren wir durch Gävles Altstatt. Wunderschöne alte Holzhäuser säumen Gässchen mit Pflastersteinen. Hier mach ich allerdings eine erschreckende Entdeckung: An jedem Haus befindet sich bei einem der Fenster ein Gestell, welches zwei Spiegel so hält, dass die Gasse bequem von der guten, hier eher schlechten Stube aus in beide Richtungen ueberwachen lässt. Hier wurden die modernen Ueberwachungskameras also schon lange vorweggenommen.

Montag, 12. Mai 2008

Bjäre

 
Torekov / The Seventh Seal

Als ich aufwache zeigt meine Uhr 9.15. Dusche u.s.w. und gehe hinaus. Es ist extrem ruhig und ich werde unsicher, ob es wirklich schon so spät sein kann oder ob ich vielleicht falsch geguckt habe. Nein tatsächlich, es ist schon 9 Uhr 45, die Stille irritiert. Wir machen einen Ausflug durch Bjäre, eine Halbinsel. Zuerst an eine Meeresbucht wo Jonas Eltern ein Ferienhaus besitzen. Hier liegen wir in der warmen Sonne am einsamen Sandstrand. Nachher Lunch auf einen Grabhügel - die beiden sind halt Archäologen! Es gibt schwedische Röllchen mit Lachs, Hering oder Chorizzo - eine Erfindung von Tina. Wir fahren weiter nach Torekov, ein idyllisches Fischerdorf wo Jonas in die Konfirmationsschule. Am Hafen gibt's eine Art Wartehäuschen mit den Namen der hier gestrandeten und gesunkenen Schiffe. Danach zeigt uns Jonas einen wunderschönen Küstenabschnitt - in der Zwischenzeit ist es ca. 10 Grad kälter geworden - mit steilen Schluchten. Runter, der Küste entlang kommen wir zu einem Steinstrand, an dem Ingmar Bergman Szenen aus seinem Film "Das Siebente Siegel" gedreht hat. Etwas weiter begegnet uns unglaublicher Weise eine katholische Nonne!

fahrn, fahrn, fahrn... - Sonntag, 11. Mai

Um ca. 8 Uhr in Stockholm los, um ca. 14 Uhr, nach einer Fahrt durch halb Schweden, Ankunft bei Tina, Jonas und Jonathan in Schonen. Schonen liegt im Süden da, wo Henning Mankells Kommissar Wallander seine Kriminalfälle löst. Die drei wohnen in einem wunderschönen, traditionellen schwedischen Landhaus mit Garten vorn und hinten und einem ausgebauten Wirtschaftsgebäude wo ich einquartiert werde. Es wird immer besser, schlief ich in New York und LA noch im Wohnzimmer meiner Gastgeber, hatte ich in Kyoto schon ein eigenes Gästezimmer. Hier nun hab ich ein ganzes Gästehaus für mich! Später am Nachmittag fahren wir an einen nahegelegenen See, der einem Baron gehört, zum baden. Jetzt schon baden zu können ist aussergewöhnlich, denn normalerweise herrschen hier um diese Jahreszeit noch fast winterliche Temperaturen.
Zum Znacht kocht Tina Lachs mit Reis und Salat. Aber vorher gibts als Apero noch geräuchertes Reh zu Whiskey. Jonas hat eine sehr gut bestückte Whiskey-Bar...

Samstag, 10. Mai 2008

Sommarlek

Back in Good Old Europe. Ist doch nett, nicht mehr alle 27 Schritte in ein Fettnaepchen zu treten, die Sprache wieder zu verstehen - na ja, einigermassen zumindest - und nicht wie ein Alien betrachtet zu werden. Ja, mein Japanbild hat nicht nur deshalb ein paar Risse abgekriegt. Nach mittlerweile dem vierten Besuch sieht man langsam etwas hinter die Kulisse...
In Stockholm war es heute 25 Grad warm und kein Woelklein truebt den Himmel. Fuer die Schweden ist das schon hochsommerlich und so laufen sie auch herum. Alle in Shorts, Miniroecken oder Hotpens. Die Frauen bauchfrei, die Maenner zum Glueck nicht. Stockholm ist wunderschoen, wenn das Wetter auch so ist. Viel Wasser, viele Inseln, viel Gruen viel Kultur, schoene Haeuser und schoene Menschen. Dunkel wird es hier, anders als in Japan, nur sehr langsam und erst gegen 22 Uhr. Koennte mir gut vorstellen hier zu leben, wenn es diese dunklen, harten, langen Winter nicht gaebe. Im Unterschied zu Japan - ach tat das gut - gehoere ich hier wieder zu den Kleineren. Die Schweden sind gross und das sieht man nicht nur daran, dass sie gross sind. Man merkt es z.B. auch an den Waschbecken und den Pissoirs. Im Kunstmuseum mochte ich grad noch knapp hin und fragte mich, was ein bestimmter Freund von mir da machen wuerde. Apropos Freunde, morgen mach ich mich die gut 500 km in den Sueden von Schweden auf, wo ich die Tina und ihre Familie besuche, die da auf dem Lande wohnen.

Donnerstag, 8. Mai 2008

Last in Japan


Toji-Pagoda / Yoshikos & Rogers Haus

Letzter Tag in Kyoto. Heute beweg ich mich wieder mal mit eigener Muskelkraft. Mit dem Velo fahr ich dem wunderschoenen Flussufer entlang. Da sieht man Fischreiher, manchmal Kraniche, Enten grosse Raubvoegel - ich geh mal davon aus, dass es Milane sind - Kraehen und viele Leute, die den Tag geniessen, Musik machen oder Cricket spielen. Bis zum Bahnhof sind es ca. 20 Minuten. Der Toji-Tempel ist nochmals suedlich davon. Eine wunderbare Anlage, die 794 gebaut wurde, um die Stadt zu beschuetzen. Imposant, die fuenfstoeckige, hoechste Pagoda von Japan. Im Kode, der Lese Halle, sind 21 buddhistische Statuen beeindruckend zu einem Mandala aufgestellt. Im Kondo, der Haupthalle befinden sich drei Statuen zur Yakushi Dreifaltigkeit gruppiert.
Ich fahre eine gute halbe Stunde den Fluss wieder hinauf in ein Kaufhaus. In diesem Kaufhaus treff ich nicht nur zufaellig den Hauptdarsteller Ted aus Rogers neuem Film den ich nur aus den Takes kenne, die mir Roger gezeigt hat, sondern es gibt hier auch Roesti! Denn heute koch ich fuer Yoshiko und Roger Zuerigschnaetzlets mit Roeschti. Es wird wohl fruehstens 22 Uhr werden bis wir essen, denn Yoshiko muss immer sehr viel Ueberzeit leisten an ihrer Schule. Am Morgen muss sie aber trotzdem jeweils um 6.30 Uhr los, die aermste!

Mittwoch, 7. Mai 2008

The Spiral Staircase

Mangattan Museum / Sazae-do

Am Morgen bin ich der erste und einzige Besucher des Manga Museum (www.mangattan.net), das auf der Insel Mangattan liegt. Mangattan ist eine Anspielung auf Manhattan! Das Museum ist vorallem dem einheimischen dem Werk Shotaro Ishimori gewidmet, der sich spaeter nach seiner Geburtsstadt Ishinomori genannt hat. Es zeigt viele original Zeichnungen und eine Sammlung lebensgrosser Statuen seiner Charaktere. Vorallem ist es aber architektonisch interessant. Es sieht von weitem aus wie ein Raumschiff oder wie eine tierische Figur aus einem Manga und es koennte tatsaechlich auch auf Manhattan liegen.
Meine naechste Station ist Aizu-Wakamatsu ca. 200km suedwestlich von Ishinomaki gelegen. Eine Stadt mit einer tragischen, blutigen Samurai Geschichte. Im Jahr 1868 sah eine Gruppe von 20 jungen Samurais Tsuruga-jo, das Schloss ihres Koenigs, von Rauch umgeben war. Sie kamen zum Schluss, dass die Kaiserliche Armee das Schloss erobert hatte. Statt sich zu ergeben, begingen sie seppuku (harakiri), den rituellen japanischen Selbstmord. In der Tat war es aber nicht das Schloss, das in Flammen stand, sondern die Umgebung und es dauerte noch Wochen, bis sich ihr Herr ergeben musste. Ist doch wieder mal eine typisch japanische Story, tragikomisch, blutig, brutal und die Menschen loyal bis in den Tod! Jedenfalls besuchte ich da einen sechseckigen Holzturm aus dem 18. Jhdt. mit 33 Kannon Statuen, der buddhistischen Gottheit der Gnade. Was aber wirklich fasziniert, ist eine doppellaeufige Wendeltreppe, dieden Turm hinauf und wieder hinunter fuehrt ohne die gleiche Tritte zu benutzten. Irgendwie Escher maessig. Im Shinkansen nach Hause esse ich mein Bento und trinke einen feinen japanischen Roten dazu.

Dienstag, 6. Mai - Einmal nach Ishinomaki

im Shinkansen / Gulli

Urspruenglich wollte ich zur Matsushima-Bay. Diese liegt in der Naehe der Stadt Sendai und ist eine von Japans Nihon Sankei (Drei grosse Sehenswuerdigkeiten), die den grossen Haiku-Dichter Basho dermassen beeindruckten. Etwa eine halbe Vorortszugstunde weiter liegt aber die Stadt Ishinomaki, die ein Manga-Museum beherbergt. Da ich die letzten Tage schon sehr viele sehr schoene Landschaften gesehen habe, reizt mich das Manga-Museum. Ich mach mich also mit dem Shinkansen ca. 800km in den Norden auf. Diese Zuege sind ja unglaublich schnell so, dass etwa eine halbe Tagesreise reichen duerfte. Aber hoppla, ich verpasse in Kyoto den gewuenschten Zug und die entsprechenden Anschlusszuege und erreiche Ishinomaki erst abends. Das Museum ist schon geschlossen. Ich muss hier uebernachten und hab nur noch wenig Geld in der Tasche. Weil es in dieser Stadt, trotz ihren 120'000 Einwohnern keinen internationalen Geldautomaten gibt, bin ich gezwungen in einem Hotel zu uebernachten, wo sie meine Kreditkarte akzeptieren. Gar nicht so einfach in Japan, wo ueberall noch bar bezahlt wird. Das Grand Hotel nimmt sie. Bei meinem folgenden Streifzug durch die Innenstadt entdecke ich ueberall Manga Figuren, die als Statuen aufgestellt sind, Manga-Graffitis und Gullis die dieser Kunst Tribut zollen. Ansonsten scheine ich in einer Geisterstadt gelandet zu sein. Trotz ihrer Groesse ist alles geschlossen und man sieht praktisch keine Menschenseele. Nur, aus allen Gullis stinkt es betraechtlich. Gegen 20 Uhr mach ich mich zu einem  Tempura Nachtessen auf. Danach nochmals ein Spaziergang durch die Gassen und siehe da, die Stadt lebt und ist ein grosser Rotlicht Bezirk. Ueberall Nachtclubs, schumrige Bars und daemmrige Lokale. Menschen sehe ich aber immer noch keine. Sind alle maennlichen Wesen in den einschlaegigen Etablissements am Voegeln oder wie? Wie auch immer, im Hotel setzt ich mich vor die Glotze und gucke englischen Fussball: Newcastle vs. Chelsea, 0-2!

Montag, 5. Mai 2008

Partie de Campagne

Roger, Shinobu - ein Freund Rogers, Naturbursche und Outdoor-Freak - und ich fahren mit dem Mietauto aufs Land. Zuerst extrem enge Bergstraesschen, wo die bei uns so angesagten SUVs gleich zusammen packen koennten. Bei jedem Wagen der entgegen kommt, muss man anhalten und versuchen, aneinander vorbei zu kommen ohne den Wagen zu beschaedigen. Als wir das schaffen, kommen nach Miyamacho, ein Dorf, dass noch grossteils so aussieht wie zu Samurai-Zeiten. Haeuser mit dicken Reisstrohdaechern liegen wunderschoen in einem Tal. Beim Durchstreifen des Dorfes, sehen wir an einem Baechlein sogar eine Schlange, die sich ins Gebuesch rettet! Weiter geht's durch einen "experimental" Urwald. Das Experiment besteht darin, dass die Kyotoer Universitaet diesen Wald von der Prefaektur fuer 150 Jahre geleast hat, mit der Bedingung, darin nichts zu aendern oder zu bewirtschaften. Das ist grossartig. Das Straesschen, das hindurchfuehrt ist wieder von der engsten Sorte und man fuehlt sich in eine andere Zeit zurueck versetzt. Um dieses Gefuehl, das unbeschreibliche Licht und die Pflanzenpracht besser aufzunehmen halten wir an. Auf der Weiterfahren ueberquert irgendwann ein Affe die Fahrbahn. Jetzt fehlt nur noch der Baer! Zum Abendessen sind wir bei Taro eingeladen. Taro ist die andere Haelfte von Roger Walchs Duo und spielt Shakuhachi, eine japanische Bambusfloete. Mit seiner Familie, Frau und drei Maedchen, wohnt er in einem ehemaligen Altersheim. Also, ein Alter Mann ist noch da, aber etwas verwirrt. Als wir einparken steigt er tatsaechlich zu uns ins Auto und glaubt, wir kommen ihn abholen. In der Eingangshalle entdecken wir ein Maschinengewehr! Taro erklaert, dass es hier ziemlich viele Affen gibt - Planet of the Ape? - und er diese Waffe braucht, um sie zu vertreiben. Keine Panik, das MG ist eine Softgun, man schiesst mit Plastikkuegelchen. Die Wohnung, das Heim ist famos. Im Erdgeschoss die Schlafzimmer - momentan benutzen sie nur drei, da die restlichen noch voller Uebrigkeiten der verstorbenen Altersheimbewohner sind - oben eine grosse Kueche und ein riesiger Saal mit Fensterfront und Blick auf den See, der als Stube, Konzertraum, Spielzimmer, Schrein u.s.w. dient. Einziger Schwachpunkt dieser Habitat: die Pissoiranlage stinkt! Leider pisst es draussen - ohne Gerueche - und deshalb koennen wir nicht auf der Dachterasse mit der noch spektakulaererem Seesicht essen. Nach dem Dinner und einige Shochus (eine Art japanischer Vodka) spaeter, spielt Taro im Konzertsaal ein Stueck fuer mich auf der Shhakuhachi. Es heisst "Open Sky"...

Sonntag, 4. Mai 2008

hang loose



Sonntag: Justin, ein Englaender, Kollege von Yoshiko und Roger, hat am Biwa-See ein Haus gemietet. Zum Barbecue ist die halbe Auslaender-Kolonie von Kyoto erschienen. Wir haengen da den Nachmittag ab.

Samstag, 3. Mai 2008

Earthquake





Mit dem Shinkansen nach Kobe. Bei der Einfahrt in den Bahnhof sehe ich eine Sesselibahn. Mit der rauf auf den Huegel. Da ist gleich ein Botanischer Garten mit wunderbarem Blick ueber Kobe. Es ist Samstag, der erste Tag der Golden Week - eine Aneinanderreihung von Feiertagen - und halb Japan unterwegs. Da die Japaner aber so viel arbeiten, sitzen die meisten muede umher oder schlafen am erst besten Ort ein. Sie lieben es aber auch, wie die Schweizer, in den Bergen herum zu kraxeln. So begegne ich vielen auf dem steilen, versteinerten, dicht mit Baeumen gesaeumten, ueber Haengebruecken und an Wasserfaellen vorbei fuehrenden Weg die Schlucht hinunter in die Stadt. Da das japanische Volk ein extrem vom Staat bevormundetes ist, sieht man hier ueberall sehr witzige, zum Teil abstruse Hinweis- und Verbotsschilder. 
1995 wurde ganze Quartiere von Kobe von einem verheerenden Erdbeben zerstoert. Der Hafen wurde besonders stark heimgesucht. Hier hat die Stadt einen Teil der zerstoerten Anlage als Mahnmal stehen lassen. Hier kann man erahnen wie stark das Beben damals gewesen sein muss.

Freitag, 2. Mai 2008

Ausflug ins Gebirg

Miho Tunnel / Japanese Science-Fiction?

Roger hat ein Auto gemietet und zuerst sind wir das Fahrrad holen, dass mir abhanden gekommen ist. Eine ziemliche Odyssee, da der Ort sehr schlecht beschrieben und kaum beschriftet war. Nach ca. einer Stunde suchen, hatten wir das Depot im Nordosten Kyotos endlich gefunden. Roger mit dem Auto und ich mit dem Velo zurueck nach Hause. Natuerlich hab ich mich noch verfahren und landete zu weit westlich und zu weit suedlich. Roger wartet schon und flucht - schande, jetzt haben sie mir mein Velo geklaut, dass ich vor dem Haus hatte - wow, der Tag beginnt gut!
Wir lassen uns nicht beirren und machen uns trotz Allem auf zum Miho Museum (www.miho.or.jp) ca. 50 km oestlich von Kyoto. Eine Fahrt durch eine wunderschoene gebirgige Waldlandschaft. Das private Museum ist spektakulaer gelegen. Vom Parkplatz aus erreicht man zu Fuss oder mit Shuttle durch einen Tunnel, der einer Kulisse eines Science-Fiction-Films zu entspringen scheint, und ueber eine futuristische Haenge-Bruecke das kongenial in die Natur eingebettete Hauptgebaeude. Die Architektur ist denn auch die Hauptattraktion, denn die kunsthistorische Sammlung ist maessig. Interessanter dagegen und sehr witzig ist die Spezialausstellung ueber Yosa Buson, einen japanischen Haiku-Dichter und Maler des 18. jahrhunderts.
Die Rueckfahrt - wir nehmen einen anderen Weg - wird turbulent. Engste Straesschen mit viel Verkehr. Ein Rowdy, der sich selbst und sein Fahrzeug kaum beherrscht, streift uns in einem haarstraeubenden Manoever und faehrt einfach weiter! Zum Glueck kriegt unser Mietwagen nichts ab, wir auch nicht, uff. In Kyoto erst faellt mir dann ein, dass Roger sein Rad mit zur Autovermietung genommen hat und es keineswegs geklaut wurde. 

Donnerstag, 1. Mai 2008

Osaka

Sushi / Amerika Mura I

Black Rain / Ebisubashi Bridge

Dotombori-gawa / Amerika-Mura II

Filmteam / Deadly Claris I

Deadly Claris II / Back Train

Mittwoch, 30. April 2008

No Country for Free Men

Atha / Muehlegg
Roger fuehrt mich am Dienstag Abend in seine Lieblingsbar "Atha", die von einem Steinbildhauer betrieben wird. Yasuo, so heisst er, ist nicht nur stolzer Besitzer eines Fiat 500 (nicht die Replika) sondern spricht erstaunlicher Weise auch sehr gut italienisch. So kann ich mich endlich ausfuehrlicher mit einem Japaner unterhalten.
Heute besuch ich neben meinem Lieblingspark ein Buddhistisches Berg-Kloster nordoestlich von Kyoto. Zuerst mit einem Schienenbus durch die Vororte. Danach umsteigen in eine Cable Railway, die extrem steil den Berg hinauf fuehrt. Erinnert mich an die alte Muehleggbahn in St.Gallen, die noch einen Fuehrerstand besass. Nochmals umsteigen in eine Seilbahn. In der Gondel sind wir nur zu dritt. Eine Mutter mit ihrer Tochter, scheinbar aus besserem Haus, denn beide tragen sie Kimonos aus edlen Stoffen. Endlich oben angekommen, bleibt noch ein Marsch von einer halben Stunde bis zur Klosteranlage. Riesig, mit diversen Tempeln und Rundblick ueber das Kyotoer Tal und einen abgelegenem See.
Zurueck in Kyoto such ich mein Velo vergebens. Die Stadtbehoerden haben es abgeschleppt weil ich es nicht ordnungsgemaess parkiert hatte. Japan, einzigartig: puenklichste Zuege, winkende Putzkolonnen, sauberste Bahnhoefe und Stadte freundlichste Leute klaglos funktionierende Infrastruktur aber eben auch ordnungsliebend und obrigkeitsglaeubig bis zur Fantasielosigkeit!

Dienstag, 29. April 2008

Time Bandit


Sweets / Kamo River
Nun, nachdem ich die Datumgrenze ueberflogen habe, bin ich euch in der Zeit wieder voraus. Wuerde man das mehrmals pro Woche machen, wuerde man dann schneller altern oder wie? Seis drum, jedenfalls bin ich jetzt in Japan und um sich hier moeglichst schnell zu akklimatisieren, begibt man sich in ein grosses Kaufhaus. Da, ueblicher Weise im Untergeschoss, befindet sich die Speiseabteilung und hier kriegt man den Geist Japans wirklich sehr gut mit. Was fuer ein Unterschied zu den USA. Man nimmt direkt und ohne Umwege an einer der wichtigsten kulturellen Errungenschaften teil. Dabei wird nicht nur der Gaumen, die Nase, der Speichel und der Magen gereizt, insbesondere die Augen sollen verfuehrt werden. Ich koennte jeweils Stunden hier verbringen und mich betoeren lassen.
Roger hat gluecklicher Weise ein Gaestefahrrad und da es sehr schoen und warm ist, kann ich Kyoto auch mit diesem er-fahren. Das ist aeusserst angenehm, denn die Stadt ist sehr eben und man darf mit dem Rad ueberall durch - auf dem Trottoir, auf der falschen Strassenseite, durch die Parks, durch Einkaufsstrassen, dem Flussufer entlang. Hier tummeln sich wegen des Wetters gerade viele Leute. Eine gute, entspannte Atmosphaere, Fruehsommer und ich bin schon angekommen!

Sonntag, 27. April 2008

Aloha

Sonntag morgen 10 Uhr: warte auf meinen Flug nach Japan und habe noch ein paar Nachtraege fuer die letzten Tage. Freitag abend war ich in Kalaheo in einem Restaurant essen, das wieder mal erwaehnenswert ist. Das "Kalaheo Steak House" besitzt den Charme einer Quartierbeiz. Duester, weit, mit einem praechtigen Tebbichboden, Ventilatoren an der Decke und ueppig durchgesessenen Polsterbaenken. Die Waende sind aus sehr grob gehobelten, dunkeln Brettern an denen man sich jederzeit einen Spiessen abholen kann. Auf der Speisekarte die ueblichen Verdaechtigen: Top Sirloin, Tenderloin, New York Steak, Prime Rib, alles Steaks, selbstverstaendlich. Als ich die Bedienung frage, was die einzelnen Bezeichnungen bedeuten schaut sie mich nur fragend an. Also bestelle ich New York und ein Bier. Leider haetten sie kein Bier.da sie keine Alkohollizenz besaessen. Ich koenne aber das Bier gerne selbst mitbringen!
Am Samstag muss ich den Mietwagen um 11 Uhr zurueckbringen. Mir bleiben ca. vier Stunden bis zu meinem Flug nach Honolulu. Es ist wunderbares Wetter und ich entschliessen mich, noch ein letztes Bad im Meer zu geniessen. Vom Flughafen mach ich einen Spaziergang durch die Golfanlage zum Marriott Hotel und setz mich an deren sehr gepflegten Strand. Vorher muss ich aber, da meine Badehose in meinem schon eingecheckten Koffer ist, neue kaufen. Im naechsten Laden finde ich akzetable. Nur, in der Hitze des Gefechts hab ich viel zu grosse gekauft und muss die Dinger nun beim Gehen und Schwimmen mit der einen Hand halten (damit mir die Meadels nicht nachstellen).
Als die Zeit kommt, marschier ich durch dieses sehr teure, noble Hotel und lass mich von deren Shuttle zum Flughafen fahren. Mahalo!

Freitag, 25. April 2008

Shipbuilding

Eine Stunde im Cybercafe in Lihue. Als ich den Zugang bezahle fragt mich die Angestellte: "Are you working on a ship?" Aus dem Hintergrund ruft eine junge Frau: "C'mon, he looks normal!" Ich sage zur Angestellten: "No, didn't you notice, I don't even have tattoo's" - "Yeah, well, I thought a guy at this time with this wetter one hour at the computer?"
Ja, die Hawaiianer, ein eigener Schlag. Sind die Mainland-Amerikaner schon ziemlich langsam - fuer einen Espresso wartet man mindestens 5 Minuten, die Angestellten schaffen es nicht zwei Sachen auf einmal zu erledigen - so ist hier in Kauai das doppelte der Zeit angesagt. 
Es gibt auf der Insel im Jahr wahrscheinlich etwa zwei Tage an denen es mehr oder weniger durchgehend regnet, so einen hab ich erwischt. Also bin ich viel im Auto unterwegs. Als ein Monster-Truck vor mir faehrt, seh ich auf der Stossstange einen Kleber: "Drive hammered get nailed" Wow! 
Von diesen Monster-Trucks - Pick-ups die wie auf Stelzen gestellt sind - wimmmelt es hier nur so. Haeufig sieht man auch extrem niedrig gestellte Pick-ups. Hab mich erkundigt, ob das evtl. zwei verschiedene Gruppierungen von Leuten sind mit unterschiedlichen Weltanschauungen, wie zum Beispiel Poppers und Punks. Laut meiner Quelle ist das nicht so. Es ist eher so, dass es hier nicht viel anderes zu tun gibt, als am Strand herum zu haengen, seine Karre aufzumotzen und damit in der Gegend rumkutschieren. Dabei haben sie so wunderbare Inseln. Aloha Hawaii!

Donnerstag 24. April


Na Pali Coast / Alice Cooper
Diese Insel ist nicht von dieser Welt! Auf der Fahrt in den Norden ist das einzige, das nicht gruen ist die Strasse. Es wuchert links und rechts und vorn und hinten und ich waere nicht erstaunt, wenn es direkt ins Auto hinein wuchert und immer wieder diese traumhaften Straende. Ganz im Norden hoert die Strasse auf. Diesen Teil der Insel - Na Pali Coast - kann man nur noch vom Boot, vom Helikopter oder zu Fuss erleben. Zu Fuss marschier ich einen Teil des Kalalau-Trails, nicht so weit wie gestern aber haerter, steinig, felsig und immer wieder steil abfallend ins Meer. Am Nachmittag leg ich mich an den Strand. Nicht an irgendeinen, an den Lumaha'i Beach, wo Mitzi Gaynor im Film "South Pacific" versprach: "I gone to wash that man right out of my hair!"
Im Autoradio bin ich auf den Sender Shaka 103 gestossen. Hier moderiert ab 18 Uhr kein geringerer als Alice Cooper eine Sendung mit dem Namen "Alice's Inner Sanctum". Die Sprueche sind hard core und Cooper erzaehlt witzige und schraege Geschichten ueber seine Musikerkollegen. Die Musik bewegt sich entsprechend eher im haerteren Rock Bereich und gespielt werden ausschliesslich aeltere Titel von The Sweet, AC/DC ueber die Stones, Lou Reed, Grateful Dead, Talking Heads u.s.w.

Donnerstag, 24. April 2008

Mittwoch 23. April


Waimea-Canyon / Chicken
Internet zu finden scheint nicht ueberall auf der Welt ganz einfach zu sein, wenn man keinen eigenen Laptop besitzt. Bin am Abend mindestens 30km rumgekurvt um ein Internetcafe zu finden. Genau zwei hab ich gefunden, beide leider schon geschlossen.
Aber, alles der Reihe nach. Ich moechte heute in Kauais sagenhaftem Waimea-Canyon den Awa'awapuhi-Trail durchwandern. Der Weg ist etwa 5,5 km lang und fuehrt durch einen nahezu unberuehrten Regenwald. Schon die Fahrt hinauf ist spektakulaer: Im Rueckspiegel den Ozean vor mir die Schluchten, wow. Als ich den Marsch antrete, immer noch ziemlich merk ich bald, dass es nur hinunter geht. Aua, das muss ich alles wieder zurueck mit meiner verdammten Erkaeltung, alles bergauf. Schaff ich das? Vor lauter Gedanken an den Rueckweg, kann ich mich fast nicht auf die Schoenheit des Trails konzentrieren. Leider ist es auch ziemlich trueb und man ist meistens von Wolken umgeben, die die Sicht beschneiden. Immerhin sehe ich in einiger Entfernung eine Wildkatze kreutzen. Am Ende des Weges aber, kommt ein Ausblick, den die ganze Mueh absolut rechtfertigt. Von hier aus sieht man, wuerde mal sagen ca. 1000 Meter in den gruenen Canyon hinein und auf den Pazifik. Man hat das Gefuehl in der Zeit Jahrtausende zurueckversetzt zu sein. Jeden Augenblick koennte hier ein Archosaurier ueber mich hinwegfliegen...
Apropos Flugtiere: Hier sieht man ueberall Huehner, viel schoenere als unsere und viele Gockel, viel mehr als bei uns. Die wild lebenden Viecher sind ueberall: in der Stadt, am Meer, in den Bergen, auf den Parkplaetzen auf den Feldern... Hawaii nennt sich "The Garden Island" ebenso gut koennte es The Chicken Island" nennen!
Nun, gegen Abend geh ich wieder an den Strand um die letzten Sonnenstrahlen zu geniessen.