Sonntag, 18. Mai 2008

Nightmare on Post-Strasse


Die Schweiz empfängt mich mit Regen. Zu Hause gibt es keinen Gagarin mehr und auch meine zwanzigjährige Eiche hat das zeitliche gesegnet. Um meine Reise abzuschliessen, entschliesse ich mich für ein Nachtessen im Clubhaus. Zum ersten Mal auf meinem Trip muss ich den Regenschirm benutzen. Im Clubhaus geben mir die Security-Leute (!) zu verstehen, dass heute das ISC-Symposium das Restaurant exklusiv gepachtet hat. Verdammt, auch das noch, am Samstag und ausgerechnet Die! Als ich auf den Bus renne, fährt mir der, trotz Türklopfen, vor der Nase weg. Der Fahrer hat mich ganz klar gesehen, denn ich kam von Vorne! Heisst nicht der Werbespruch der VBSG "Ihr Weg ist unser Ziel"? Vielleicht sollte er besser lauten "Unser Fahrplan ist unser Ziel"! Nun, was soll's, wie die liebe Gudrun aus Köln immer so schön sagte: "Das Grauen hat einen Namen: St.Gallen!"

Samstag, 17. Mai 2008

The Last of Finland


Temppeliaukion kirkko / 3B hinten

Wollte unbedingt noch die Felsenkirche Temppeliaukion kirkko sehen, wo ich gestern vor verschlossenen Tueren stand. Bin also heute um elf Uhr los um diese architektonisch äusserst interessante Kirche zu besichtigen. Dieser einmalige Sakralbau wurde von den Architekten (und Gebrüdern) Timo undTuomo Soumalainen geplant und 1969 fertiggestellt. Sie wurde in einen Granitfels hineingebaut, durch das Dach (Kupferdach mit 180 Fenstern) kommt das Tageslicht herein. Die 5 bis 8 m hohen Kirchenwände bestehen aus unbehauenem Fels. Danach verabschiedete ich mich von Helsinki mit einer Fahrt im Tram 3B das auf seiner Rundstrecke zahlreiche Sehenswuerdigkeiten der Stadt passiert. Ich hatte Glueck, neben mir sass ein älterer, distinguierter Herr, der seinen zwei jungen amerikanischen Gästen sehr kompetent die Stadt erklärte. So kam ich in den Genuss einer spannend kommentierten Sightseentour was ich als ein schoenes Abschiedsgeschenk genommen habe. Um das Happy End nicht allzu kitschig werden zu lassen, setzte sich auf dem letzten Drittel der Strecke einer der zahlreichen Säufer Helsinkis neben mich und missbrauchte mich heftig... als Couch!

Freitag, 16. Mai 2008

mikaaki


Jorma Puranen / Kiasma

Das Wetterglueck ist mir immer noch hold. Ein sehr schöner letzter Tag wenn auch sehr kalt. Gegen Mittag fahre ich mit dem Bus raus in die Suburbs nach Espoo. In einer frueheren Druckerei eröffnete 2006 das WeeGee. Ein Komplex mit diversen Museen. Ich Besuche das EMMA, das Museum fuer moderne Kunst. Da im Besonderen die Fotosammlung wo Jorma Puranens Serie mit dem bezeichnenden Titel "Language is a Foreign Country" ausgestellt ist. Im Kiasma, das Museum fuer Gegenwartskunst in Helsinki, ist eine Videoarbeit von Jasper Just mit dem Titel "No Man is an Island" ausgestellt. Ich hab's heute etwas mit den Titeln und Namen: Bei einem Bummel entdecke ich eine Parfumerie mit dem Namen "Meikkipussi"! Markthalle heisst Kauppahalli und es gibt einen Stadtteil der sich Linnunlaulu nennt, was Vogelgesang meint, oder eben einen Regisseur - eigentlich zwei - mit Namen Kaurismäkki...
Diese werden wohl heute Abend um 20 Uhr wie fast alle Finnen vor der Glotze sitzen und sich das Eishockey Halbfinale der WM zwischen Finnland und Russland anschauen. Nicht schlecht fuer mich, da werd ich problemlos einen Platz in einem Restaurant finden, bevor ich mich dann auch vor den Telli setze.
PS:
Niemandem verraten, ich druecke den Russen die Daumen.

Donnerstag, 15. Mai 2008

Rich Little Bitch


Markthalle / Marimekko

In Helsinki ist es wieder so kalt, wie am Anfang meiner Reise in New York. Bin mich gar nicht mehr daran gewöhnt, Pullover und Lederjacke an zu ziehen. Gestern war ich deshalb mit dem Tram unterwegs und hab mich dabei dann ziemlich verirrt. Gluecklicher Weise scheint heute die Sonne und ich konnte Stadt zu Fuss er-fahren. Werd mich nun so schnell nicht wieder verlaufen. Auf meinem Spaziergang hab ich eine alte Markthalle entdeckt mit vielen kleinen Ständen mit Spezialitäten. Darunter ein kleines Restaurant mit Meerestieren. Den frischen Shrimps konnte ich nicht wiederstehen, köstlich mit Bier. Danach flanierte ich noch etwas durch die Esplanadi, eine Einkaufsallee mit jenen Designerläden, darunter Marimekko, die beruehmte finnische Mode- und Design-Firma. Bei denen hab ich endlich einen Rucksack gefunden, der meinen alten zerfledderten gebuehrend ersetzen kann. Bei Stockmann, einem renomierten Kaufhaus, fand ich gar noch einen Blaser auf den das Gleiche, im Bezug zu meiner alten Jacke zutrifft, wie auf den Rucksack. Nein, bin keine "Rich Little Bitch" geworden und schon gar nicht zur Fashion-Victim mutiert! Museen hab ich auch besucht: im Ateneum eine Retrospektive des finnischen Malers und Gaugin-Schuelers Pekka Halonen (1865-1933) gesehen zudem besuch des finnischen Design-Museum, das mich allerdings eher enttäuscht hat.

Mittwoch, 14. Mai 2008

Breakfast at Paulssons - Dienstag 13. Mai

Dienstag Morgen kommt sich Jonathan, der Sohn der beiden Geschichtsgraber an mein Bett verabschieden. Ich glaube, ich bin ihm syphatisch, weil ich mit ihm Fussball gespielt und Gefechtet habe. Er nannte mich immer Janco statt Franco. Nun, immerhin ein interessanter Name und tönt doch ziemlich ähnlich wie Franco. Lukas, der Sohn von Karin vergass meinen Namen auch immer, gab mir dann allerdings irgendwelche Fantasienamen oder fragte mich immer wieder wie mein Name lautet. Ist das etwa ein neues Phänomen, vergessen männliche Kinder im Alter zwischen fuenf und sagen wir mal acht Jahren männliche italienische Vornamen?
Ich nehme mein letztes Fruehstueck mit Tina und Jonas im schönen Schonen ein. Auf der kleinen Schiefertafel in der Kueche steht nun neben Russin - ich dachte die beiden erwarten eine Russin, dabei heisst das auf schwedisch Rosinen - Janko. Dieser macht sich 800km nach Gävle zu Eva-Lena in den Norden des Landes auf uff!
Heering in diversen Zubereitungen mit Bier und Aquavit zum Apero. Vor dem Nachtessen, italienisch, spazieren wir durch Gävles Altstatt. Wunderschöne alte Holzhäuser säumen Gässchen mit Pflastersteinen. Hier mach ich allerdings eine erschreckende Entdeckung: An jedem Haus befindet sich bei einem der Fenster ein Gestell, welches zwei Spiegel so hält, dass die Gasse bequem von der guten, hier eher schlechten Stube aus in beide Richtungen ueberwachen lässt. Hier wurden die modernen Ueberwachungskameras also schon lange vorweggenommen.

Montag, 12. Mai 2008

Bjäre

 
Torekov / The Seventh Seal

Als ich aufwache zeigt meine Uhr 9.15. Dusche u.s.w. und gehe hinaus. Es ist extrem ruhig und ich werde unsicher, ob es wirklich schon so spät sein kann oder ob ich vielleicht falsch geguckt habe. Nein tatsächlich, es ist schon 9 Uhr 45, die Stille irritiert. Wir machen einen Ausflug durch Bjäre, eine Halbinsel. Zuerst an eine Meeresbucht wo Jonas Eltern ein Ferienhaus besitzen. Hier liegen wir in der warmen Sonne am einsamen Sandstrand. Nachher Lunch auf einen Grabhügel - die beiden sind halt Archäologen! Es gibt schwedische Röllchen mit Lachs, Hering oder Chorizzo - eine Erfindung von Tina. Wir fahren weiter nach Torekov, ein idyllisches Fischerdorf wo Jonas in die Konfirmationsschule. Am Hafen gibt's eine Art Wartehäuschen mit den Namen der hier gestrandeten und gesunkenen Schiffe. Danach zeigt uns Jonas einen wunderschönen Küstenabschnitt - in der Zwischenzeit ist es ca. 10 Grad kälter geworden - mit steilen Schluchten. Runter, der Küste entlang kommen wir zu einem Steinstrand, an dem Ingmar Bergman Szenen aus seinem Film "Das Siebente Siegel" gedreht hat. Etwas weiter begegnet uns unglaublicher Weise eine katholische Nonne!

fahrn, fahrn, fahrn... - Sonntag, 11. Mai

Um ca. 8 Uhr in Stockholm los, um ca. 14 Uhr, nach einer Fahrt durch halb Schweden, Ankunft bei Tina, Jonas und Jonathan in Schonen. Schonen liegt im Süden da, wo Henning Mankells Kommissar Wallander seine Kriminalfälle löst. Die drei wohnen in einem wunderschönen, traditionellen schwedischen Landhaus mit Garten vorn und hinten und einem ausgebauten Wirtschaftsgebäude wo ich einquartiert werde. Es wird immer besser, schlief ich in New York und LA noch im Wohnzimmer meiner Gastgeber, hatte ich in Kyoto schon ein eigenes Gästezimmer. Hier nun hab ich ein ganzes Gästehaus für mich! Später am Nachmittag fahren wir an einen nahegelegenen See, der einem Baron gehört, zum baden. Jetzt schon baden zu können ist aussergewöhnlich, denn normalerweise herrschen hier um diese Jahreszeit noch fast winterliche Temperaturen.
Zum Znacht kocht Tina Lachs mit Reis und Salat. Aber vorher gibts als Apero noch geräuchertes Reh zu Whiskey. Jonas hat eine sehr gut bestückte Whiskey-Bar...